„Chancen proaktiv nutzen“

Die PBS Holding mit Sitz im österreichischen Wels gehört zu den großen europäischen Playern der Branche. Wir sprachen mit Vorstandschef Dr. Richard Scharmann über das Marktgeschehen, die Möglichkeit von Übernahmen sowie die geplanten Investitionen in die Logistik-Kapazitäten.

Herr Dr. Scharmann, die Konsolidierung begleitet die Branche seit Jahren. Welche Auswirkungen werden Ihrer Einschätzung nach die aktuellen Entwicklungen rund um die Pandemie, die Lieferengpässe und die Preiserhöhungen auf das Marktgeschehen im Allgemeinen und das Thema Konsolidierung im Besonderen haben?

Einfacher wird es jedenfalls nicht. Die Branche war bereits vor der Pandemie einem Konsolidierungsdruck ausgesetzt, der vor allem durch die fortschreitende Digitalisierung geprägt war und wesentliche Spieler es nicht schafften, ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell bzw. eine solide operative Performance sicherzustellen. Mittler weile sind die ehemaligen europäischen Marktführer Office Depot und Staples zerteilt und verkauft worden. Die aktuell durch die Pandemie ausgelösten Verwerfungen strapazieren letztendlich die Ertragslage aller Unternehmen aufgrund steigender Kosten bei nach wie vor unterdurchschnittlichen Umsatzverläufen. Die staatlichen Hilfen sind im Wesentlichen ausgelaufen und damit sind alle Unternehmen mit gesunkener Produktivität konfrontiert, die neben den Margenherausforderungen aus meiner Sicht das Kernproblem darstellt. Unternehmen, die bereits vor der Pandemie nur bedingt wirtschaftlich erfolgreich waren, werden unter zusätzlichen Druck kommen und für eine weitere Bereinigung am Markt sorgen.

Wie nehmen Sie die Situation als langjähriger Marktteilnehmer wahr? Wo sehen Sie Chancen in einem solchen Umfeld? Wo die größten Risiken?

Jedenfalls sind es aktuell gemischte Gefühle. Die PBS-Gruppe ist operativ, wirtschaftlich und finanziell sehr solide aufgestellt und konnte auch während der Pandemie kontinuierlich ihre Performance verbessern. Auch haben wir während der Pandemie weitere Akquisitionen abgeschlossen, die sich sehr positiv gemäß unseren Plänen entwickeln, Dennoch verbleiben die Ungewissheit über den weiteren Pandemieverlauf als auch die Frage nach der beschleunigten Digitalisierung als wesentliche Risikofaktoren, denen zu begegnen sein wird. Daneben eröffnet die fortschreitende Konsolidierung weitere Chancen, die wir sicher pro aktiv nutzen wollen. In Summe erwarte ich, dass für unser Unternehmen die Chancen überwiegen werden, wenngleich das Umfeld herausfordernder ist. Geschenkt gibt es nichts und der jeweilige Preis, wie immer der aussieht, wird gut abzuwägen sein.

Wenn wir die PBS Holding genauer anse hen: Hier gab es in den vergangenen Jah ren einige Zukäufe/Neugründungen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Zukauf in Deutschland, mit der Entwicklung bei Hofmann + Zeiher?

Äußerst zufrieden. Mit Hofmann + Zeiher konnten unsere Aktivitäten in Deutschland um einen starken Partner erweitert werden, der weiter sehr autonom in gewohnter Art und Weise seine Kunden serviciert, während er auf die Synergieeffekte der Gruppe zurückgreifen kann und wir gemeinsam unsere Strukturen in Deutschland weiter entwickeln können.

Was waren wichtige Meilensteine für H+Z im Jahr 2021? Was steht für 2022 auf dem Plan?

Im ersten Jahr stand klar im Fokus, die unternehmerische Kontinuität sicherzustellen und einander besser kennenzulernen. Dazu kamen die Analysen zu möglichen Verbesserungspotenzialen bzw. wo wir gemeinsam unsere Strukturen leistungsfähiger machen können. Ich denke, dass uns das gemein sam sehr gut gelungen ist. Herr Zeiher hat, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im Markt, sein Unternehmen sehr sicher durch das Jahr geführt und gezeigt, dass sich die Kunden weiter auf ihn und sein bewährtes Team verlassen können.

Standort der PBS Holding im österreichischen Wels. Von hier werden die europaweiten Aktivitäten in Handel und Großhandel gesteuert.