„Der Konsolidierungsdruck wird deutlich zunehmen“

Die PBS Holding mit Sitz im österreichischen Wels, die zu den big playern der Branche in Europa gehört, setzt weiter auf Wachstum. Wir sprachen mit Vorstandschef Dr. Richard Scharmann über die Folgen der Corona-Pandemie, Markt-Konsolidierung, Chancenpotenziale sowie die Akquisitionsstrategie.

Herr Scharmann, Corona-Pandemie und Lockdown haben trotz der schrittweisen Lockerungen massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Wie beurteilen Sie die Lage in Europa? Sehen Sie das Licht am Horizont?
Ein Licht am Horizont würde ich gerne sehen, aber leider ist der Befund wohl etwas verfrüht. Entgegen den ersten Erwartungen führt die Corona-Krise nicht zu einem steilen Absturz mit einer schnellen Erholung, sondern zu einem geringer als erwartet ausgefallenen Rückgang mit einer sehr zähen Rückkehr zu den hoffentlich alten Niveaus. Die PBS Holding ist in acht Ländern tätig und abgesehen von zeitlichen Verschiebungen (der cee-Raum ist bei den Entwicklungen rund vier Wochen hinter Deutschland) sind die Auswirkungen in ihrem Umfang sehr ähnlich. Die Umsatzabweichungen gingen bis zu minus 50 Prozent und liegen aktuell bei rund minus 15 Prozent.

Krisen gelten als Beschleuniger neuer Technologien sowie als Antreiber von Veränderungen. Welche Auswirkungen haben Corona und Rezession auf die verschiedenen Wirtschaftsstufen der PBS-Branche?
Das Prinzip gilt auch in diesem Fall. Wenngleich ich nicht davon ausgehe, dass wir hier ein „new normal“ erleben, sondern „nur“ die bereits bekannten Herausforderungen in unserer Branche in einer Beschleunigung sehen: Dies trifft vor allem die Auswirkungen der Digitalisierung, bei der die tradierten Produktbereiche noch einmal stärkere Umsatzrückgänge zeigen werden als auch die nun viel konsequentere Ausrichtung auf den Online-Vertrieb in Bezug auf Zielgruppen, Vertriebskonzepte und auch Distributionsstrukturen.

Verändert Corona die PBS-Branche auf Dauer?
Nicht anders als es schon zu erwarten war – nur geht es aufgrund Corona wohl spürbar schneller.

…d.h. aber, der Konsolidierungsdruck wird noch deutlich zunehmen?
Auf jeden Fall, wobei ich erwarte, dass die wirklichen Folgen erst 2021 sichtbar werden, da aktuell durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen auch auf Dauer nicht überlebensfähigen Strukturen Luft verschafft wird.

Welche Chancen haben unter den sich weiter verändernden Rahmenbedingungen mittelständische Händler mit Fokus auf gewerbliche bzw. private Endkunden?
Jedenfalls keine schlechteren Chancen als zuvor. Ich würde sogar davon ausgehen, dass sehr effizient aufgestellte mittelständische Händler nicht nur besser durch die Krise kommen, sondern auch perspektivisch die besseren Karten haben aufgrund ihrer Agilität im Vertrieb, der intensiveren Kundenbeziehung und der effizienten, extrem skalierbaren Strukturen. Wobei sich auch deren §1 des Erfolgs nicht geändert hat: Nur wer sehr nah am Kunden ist und zwölf Stunden am Tag persönlich Vertrieb lebt, wird diese Chancen am Markt auch nutzen können.

Wie sehen Sie unter diesen Vorzeichen die PBS Holding aufgestellt? Bleiben Sie auf Expansionskurs?
Corona führt zu keiner Richtungsänderung der PBS Holding. Aktuell ist neben dem operativen Management der Krisenauswirkungen die Bewertung der mittelfristigen Investitionen unser bedeutendstes Thema: Wir werden weiter in interessante Marktstrukturen investieren, wobei ich davon ausgehe, dass sich in den nächsten Monaten dazu mehr Möglichkeiten ergeben werden. Parallel dazu erhöhen wir unsere Investitionen in unsere Online-Systeme. Nachdem wir 2019 drei neue Webshops live gebracht haben, folgen in 2020 und 2021 sogar fünf weitere Projekte. B2B und B2C werden weiter zusammenwachsen und wir werden dabei unsere Fachhandelspartner systemtechnisch sowie auch durch neue Vertriebsmodelle intensiv unterstützen.

 


 

Gezielt auf Expansionskurs
Die PBS Holding mit Sitz in Wels baut ihr Geschäft auch durch Akquisitionen und Neugründungen weiter aus. Im vergangen Jahr erfolgte mit der Gründung der Tochtergesellschaft Desktoo der Einstieg in den italienischen Großhandelsmarkt. Im September wurde mit der Übernahme der Geschäftsaktivitäten von Office Depot in Tschechien und der Slowakei die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte realisiert. Die PBS Holding ist damit nunmehr in acht Ländern Europas mit ihren Tochtergesellschaften in den Bereichen Großhandel sowie B2B- und B2C-Handel tätig. In Deutschland ist die PBS Holding ausschließlich im Großhandel aktiv. Zum Geschäftskonzept gehören die Händlergruppen Büroprofi (B2B) und Skribo (B2C).

 

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